Fröhliches Musizieren

Kennt man ja: man ist in der Stadt beim Einkaufen, kriegt plötzlich Hunger und holt sich schnell was an einem der vielen Stände auf dem Markt. Eine Fledermaus to Go oder etwas Gürteltier-Sushi, nur eine Kleinigkeit, weil für den Abend werden ja Gäste erwartet und die Snake-and-Snail-Bowl köchelt schon zuhause. Ist wohl jedem schon mal so gegangen, nur diesmal war die Fledermaus nicht mehr ganz so frisch und schwupp: Corona.

Dumm gelaufen, aber in all dem Drama gibt es auch die schönen Momente: Menschen, die spontan ihre Instrumente auf den Balkonen der Stadt auspacken und gemeinsam mit anderen musizieren. YouTube-Videos von singenden Menschen, Online-Chöre und Konzerte in leeren Wohnungen aber mit tausenden von Zuschauern aus aller Welt an ihren Bildschirmen. Künstler, die allabendlich Sessions veranstalten und ihre Fans (und diejenigen, die noch Fans werden wollen) daran teilhaben lassen.

Ich habe mir überlegt, ob ich das nicht auch mache. Einfach mal die Gitarre rausgeholt, ein bisschen herumgeklampft und gesungen. Gerne auch was selbst Kompiniertes. Oder mich selbst mit dem Keyboard begleiten, während ich die schönsten Songs aus den Achtzigern, den Neunzigern und von Heute intoniere. Gerne auch mal Phil Collins „In the air tonight“, während ich Schlagzeug dazu spiele. Einfach nur, um den Menschen da draußen eine Freude zu machen. Wieso nicht?

Nun… einer, wenn nicht sogar der wichtigste Grund: ich spiele keins der genannten Instrumente. Um es noch mehr zu präzisieren: ich spiele gar kein Instrument. Ein weiterer Grund, warum die Idee zwar nett, aber auf gar keinen Fall gut ist: Singen kann man das auch nicht wirklich nennen, was ich tue, wenn ich es versuche. Ich denke, die für all den Mist verantwortliche Fledermaus machte ähnliche Geräusche, als der hungrige chinesische Marktbesucher in sie biss, weil er dachte, sein Snack wäre „well-done“ und nicht „English“.

Der einzige Grund, warum es vielleicht doch eine gute Idee wäre, mich abends trällernd und mit einer E-Gitarre auf den Balkon zu stellen, ist die eventuell nachlassende Bereitschaft der Menschen zu #stayhome. Ich bin mir sehr sicher, dass sich – zumindest für die Zeit meiner Performance – niemand freiwillig in akkustischer Reichweite aufhalten würde. Außer taube Menschen und selbst denen würde eine gewisse unheilvolle Aura auffallen, die einen Drang zum Aufenthalt in den eigenen vier Wänden auslöst.

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