Stille Kämmerchen, Denkkappen und Wundermaschinen

Es gibt ja wirklich alle möglichen Arten von Maschinen. Waschmaschinen, Brotbackmaschinen, Spülmaschinen, Betonmischmaschinen, Bierflaschenabfüllmaschinen und bestimmt gibt es auch Maschinenreinigungsmaschinen (wenn die das gegenseitig machen können, die Maschinen, dann brauchen die uns bald nicht mehr).

Der übliche Weg – so stelle ich mir das zumindest vor – ist der, dass es eine Tätigkeit gibt, die entweder sehr zeitintensiv, sehr diffizil oder einfach tierisch nervig ist. Also wird ein Ingenieur gerufen, der sich mal anschaut, was da genau zu tun ist. Danach geht er in ein stilles Kämmerchen, setzt seine Denkkappe auf und denkt nach. Nach Stunden, Tagen oder gar Monaten kommt er wieder aus dem Kämmerchen, die Denkkappe ist ganz schwarz vom Ruß des vor lauter Nachdenken qualmenden Kopfes, und präsentiert die Pläne für eine Wundermaschine, die besagte Tätigkeit schneller, genauer oder weniger genervt erledigen kann, als ihr menschliches Pendant. Die Maschine wird entsprechend der Pläne gebaut, an die Steckdose angeschlossen und schon sind alle glücklich. Vielleicht bis auf das nun arbeitslose menschliche Pendant, aber immerhin ist es vorbei mit dem Genervtsein ob der blöden Tätigkeit, denn die macht ja ab sofort die Wundermaschine.

Vor einiger Zeit saß einer dieser Ingenieure in seinem stillen Kämmerlein, die Denkkappe zeigte schon erste Zersetzungsspuren, denn es gab viel zu grübeln, aber er hat es geschafft und so durfte ich letztens die von ihm entworfene Maschine im Einsatz erleben. Ein wahrlich erhebender Moment.
Im ersten Moment macht sie einen eher unscheinbaren Eindruck: etwa mannshoch, im typischen Maschinenblau (Maschinen sind entweder einheitlich grün, blau, seltener rot), gibt es unten eine Zufuhr für Papier, das von einer breiten Rolle kommt. Bedient wird die Maschine mittels eines Fußschalters oder über eine Lichtschranke, die an einem Arbeitstisch angebracht ist. Aktiviert man die Maschine auf die eine oder andere Art passiert folgendes: das Papier wird in die Maschine gezogen, es kruschelt darin und aus der Maschine kommt oben (bei Betätigung des Fußschalters) oder direkt am Arbeitstisch (bei Aktivierung via Lichtschranke)…zerknülltes Papier! Genau! Das ist eine Papierzerknüllmaschine! Ist das nicht großartig? Die Maschine schnappt sich Papier und zerknüllt es! Nicht zu fassen. Wenn ich wüsste, wo der Erfinder dieser unglaublichen Maschine wohnt… ich würde glatt mal vorbeifahren und ihm einen selbstgebackenen Marmorkuchen bringen, als Würdigung für diese Erfindung.

…Und draußen vor der Halle in der die Maschine steht, sitzt ein trauriger, alter Mann, wirft kleine Steinchen auf den Parkplatz und murmelt etwas von „…ich habe das mindestens genauso schnell und gut gemacht und genervt war ich auch nie…“

PS: Das zerknüllte Papier wird übrigens zum Schutz in Versandkartons gelegt, damit der Ware nichts passiert.

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